• 25. April 2024

Ein gesundes Volk testet sich selbst krank

ByJörg

Apr 9, 2021
Seit etwa drei Wochen ist in Deutschland eine besondere Form von praktizierter Schizophrenie zu bestaunen: Dieselben Bürger, die einen noch härteren Mega-Super-„Brücken“-Lockdown unter Berufung auf „steigende Inzidenzen“ befürworten, tragen selbst eifrig dazu bei, diese Inzidenzen Tag für Tag, Stunde für Stunde mit nach oben zu jagen – durch anlasslose, aber vorgeschriebene Massen-Schnelltests kerngesunder Menschen, die sie – Krönung der Irrwitzes – auch noch überwiegend selbst bezahlen dürfen. Ein kerngesundes Volk testet sich selbst krank.
Ein gesundes Volk testet sich krank
Hurra, wir testen uns! (Symbolbild:Imago/photothek)Hurra, wir testen uns! (Symbolbild:Imago/photothek)
Dass so viele Deutsche sich, trotz anfangs gegenteiliger Ankündigungen und Bereitschaft zur Renitenz, nun doch willig fügen und mit der Herde traben, mag an der Mentalität der Bevölkerung, mehr jedoch noch an einer erfolgreichen Panikpropaganda liegen. Letzten Sommer, als es „nur“ um die jederzeitige Preisgabe von persönlichen Daten beim Café oder Restaurantbesuch ging, war dies als Preis für Öffnungen vielleicht gerade noch zumutbar. Was jedoch heute bei jedem schnellen Espresso auf der Außenterrasse verlangt wird, sind Erniedrigungs- und Unterwerfungsszenen, die in einem freien Landes ein Ding der Unmöglichkeit sein müssten.
Dieses Volk lässt wirklich alles mit sich machen. Wer sich einmal daran gewöhnt hat, dass er beim Szene-Italiener auf der Terrasse nicht nur seine eigenen Abstrichproben auswerten lassen muss, sondern anschließend vor dem ersten Prosecco oder Carpaccio anderen Gästen dabei zieht, wie diese sich mit Wattestäbchen in der Nase herumpulen, bevor sie ihrerseits Platz nehmen dürfen: Der fügt sich wahrhaftig in alles. Sollte diese Regierung in drei Monaten verkünden, es darf nur noch das Haus verlassen, wer sich nachweislich einen halbfeuchten Weinkorken in den Anus gestopft hat: Dann lassen diese braven Untertanen vorm nächstbesten Ordnungsbüttel vermutlich freiwillig die Hosen runter.
Was es stattdessen hier bräuchte und was unter autonomen, klar denkenden Menschen mit rationaler Risikoabwägung eigentlich eine Trivialität sein müsste, ist eine entschlossene Verweigerungshaltung: Ein Totalboykott – zumindest in den Lebensbereichen, wo keinerlei Risikogruppen gefährdet sind. Und zwar nicht der Maßnahmen (dies würde Strafen und Geldbußen nach sich ziehen und wäre kaum zumutbar), sondern zumindest ein Boykott dieser gruseligen Art von Schein-„Lockerungen“. Leider kann davon keine Rede sein, denn jeder macht bereitwillig mit. Nur vereinzelt gab es positive Ausnahmen, in denen Personen ihre Würde über fehlgeleitete pseudosolidarische Fügsamkeit stellen (so verzeichneten etwa Friseure spürbare Nachfragerückgänge, weil viele Kunden keine Lust auf die Teststrapazen haben). Doch insgesamt sind es zu wenige.
Konkret wäre es erforderlich, dass sich kein intelligenter und denkender Mensch mehr zum Shoppen oder Einkehren in den teilgeöffneten Außengastronomien bereiterklärt, solange er hierfür einen schikanösen, entwürdigenden, zeitraubenden und stets mit der Aussicht auf mögliche Quarantäne verbundenen Antigentest vorzeigen oder vor Ort absolvieren muss (und für diesen auch noch bis zu 5 Euro berappen darf). Und natürlich müssten – in den verbliebenen Ausnahme- oder „Modell-„Regionen mit derartigen Lockerungen für Einzelhandel und Gaststätten – auch die Geschäftsleute und Wirte mit den Protestbürgern gemeinsam an einem Strang ziehen, und sollten erst gar nicht öffnen. Auf die dadurch erlittenen kurzfristigen Umsatzeinbußen kommt es auch nicht mehr an, wenn die komplette Zukunft auf dem Spiel steht. Dasselbe gilt übrigens auch für den Kulturbetrieb.
Durch die Schließungen infolge des nun erneut drohenden verschärften Lockdowns wird sich diese Frage zwar vorerst bald gar nicht mehr stellen; doch auch die nächsten „Öffnungen“ werden wieder an Tests geknüpft werden. Das Grundproblem bleibt bestehen, und damit auch die Notwendigkeit zum weiteren Boykott solcher faulen Scheinfreiheiten.
Der Politik müsste auf diese Weise strikt verdeutlicht werden: An eine bizarre, surreale „Normalität“ unter solchen Vorbedingungen wollen wir uns niemals gewöhnen – und fangen deshalb auch damit gar nicht erst damit an. Und zwar unabhängig davon, wie jemand zum Lockdown stehen mag. Entweder findet der Alltag – sofort oder ab einem Tag X – wieder einschränkungslos statt, ohne Verbote und allenfalls auf Grundlage von Empfehlungen (Verhaltensregeln wie Abstand oder, wer es mag, gerne auch Maske); oder überhaupt nicht.
Wir müssen der Obrigkeit immer wieder klarmachen, dass das, was sie hier seit einem Jahr auf wackeliger und phantastischer Datenbasis veranstaltet, eben kein Dauerzustand sein darf, und dass Lockdowns – wenn überhaupt – allenfalls temporäre Eingriffe sein dürfen, die nur auf Basis eindeutiger Evidenzen erfolgen müssen – und nicht auf Grundlage eines unsinnigen, willkürlichen Zahlen-Voodoos wie derzeit. Der Ausnahmezustand, den wir hier seit 13 Monaten zu schlucken lernen, ist nichts anderes als die Überleitung in eine Gesundheitsdiktatur, die beschwerdefreie Menschen unter den Generalverdacht des Superspreadings stellt und sie wie Herdenvieh hält.
Menschen nur noch gegen ständige, maximal 24 Stunden „wirksame“ Tests am Leben teilhaben zu lassen, bis dann Impfungen diese Funktion übernehmen sollen, ist nicht nur verfassungswidrig. Es verstößt auch gegen den elementaren Rechtsgrundsatz der Unschuldsvermutung, die hier analog als „Gesundheitsvermutung“ vorauszusetzen ist: Dass symptomlose, gesunde, aktive Menschen zum ständigen Nachweis ihrer augenblicklichen coronaviralen Unbedenklichkeit gezwungen sind, bedeutet die unzulässige permanente Umkehr der Beweislast.
Dass sich ausschließlich Kranke Rat und Hilfe suchen und sich zum Zwecke der Diagnosestellung testen lassen, war vor Corona der Normalfall – nie jedoch, dass dies auch Gesunde tun. So wie körperlich und geistig gesunde Menschen auch bis letztes Jahr im Leben nicht auf die Idee gekommen wären, alleine im Auto, beim Spazierengehen im Wald oder zuhause stundenlang gesundheitssschädliche FFP-Partikelfiltermasken zu tragen.
Doch der Wahnsinn, eine Pandemie – mit verschwindend geringem Krankheitswert im Promillebereich – zur nationalen Gefahr hochzujazzen, indem symptomlos positiv Getestete zu „Neuinfizierten“ und „Covid-Fällen“ gemacht werden (und damit erstmals in der Medizingeschichte harmlose Gesunde zu gefährlichen Kranken), hat Methode: Nur so lassen sich die Maßnahmen immer weiter durchdrücken, zumindest bis zum Abschluss einer Impfkampagne, die sich als Auftakt für viele weitere ähnliche Pandemien oder Auffrischungs-Folgekampagnen erweisen wird – und als 100-Milliarden-Markt für ihre Profiteure.
Und diese Profiteure gibt es, so wie bei den Masken, natürlich auch bei den Schnelltests. Die jüngsten Enthüllungen um den bayerischen Ex-Justizminister Alfred Sauter haben dies neuerlich verdeutlicht. Wie angesichts dieser zynischen Abzocke, angesichts der Überführung von Politikern als Lobbyisten und Mitverdienen an dieser Krise, der Großteil der Bevölkerung noch immer naiv daran glauben konnten, Masken- und Testpflicht (und auch die Impfungen) folgten ernsthaft gesundheitspolitischen Erwägungen oder wissenschaftlich alternativlosen Sachzwängen, und nicht viel eher kaum camouflierten Geschäftsinteressen, wird sich dereinst als spannender akademischer Untersuchungsfall für die Psychologie der Massen eignen.
Nicht einmal die uns eigentlich angeborene Ursorge um das Wohl unserer Kinder vermag mehr der Manie Einhalt zu gebieten: An Kitas und Schulen wird bereits rituell getestet, in Betrieben soll durchgehend und auf staatlichen Zwang getestet werden, überall im Alltag wird getestet – und all das nur, um die „Vortestwahrscheinlichkeit“ für immer mehr – ihrerseits kaum aussagekräftige – PCR-Folgetests zu erhöhen. Inzwischen fordern Kommunalvertreter wie der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, kaltschnäuzig, jene Schüler menschenverachtend zu diskriminieren, die sich (angeblich ja immer noch „freiwilligen“) Test nicht unterziehen wollen bzw. elternseitig nicht unterziehen dürfen – und zwar durch Ausschluss vom Präsenzunterricht. Eine mehr als traumatische Ausgrenzungserfahrung für die Kinder.
Resultat dieses veritablen Schnelltest-Terrors ist bereits jetzt, dass sich seit Mitte Februar die Zahl der durchgeführten regelmäßigen Tests unter Kindern- und Jugendlichen bis 14 Jahren mehr als verdoppelt hat – nur damit mediale Scharfmacher behaupten können, die „dritte Welle“ mit der britischen Mutante B.1.1.7 führe zu „besonders vielen Infektionen bei Jüngeren“. Das genaue Gegenteil ist wahr: Tatsächlich ist, wie die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin vor Ostern bekanntgab, die Positivitätsrate bei den 0- bis 4-Jährigen im selben Zeitraum von 6,4 Prozent auf 6,15 Prozent und bei den 5- bis 14-Jährigen von 9,6 Prozent auf 8,9 Prozent gesunken.
Egal, wohin man blickt: Die Faktenbasis, ebenso wie die medizinisch-wissenschaftliche Evidenz, fehlt in dieser Pandemie durchweg – und sie wird nicht besser durch den Giga-Einsatz von Schnelltests, die von Supermärkten wie banale Haushaltsartikel verramscht und mit Sonderangeboten und ganzseitigen Anzeigen beworben werden, damit sich gesunde, nichtinfektiöse Menschen ein paar Stunden „Sicherheit“ erkaufen können.
Niemand braucht sich zu wundern, wenn die Inzidenzwerte jetzt wieder überall nach oben gehen, „Notbremsen“ greifen und eine Stadt nach der anderen per Allgemeinverfügung wieder in den harten Lockdown zurückkehrt: In diesen haben sich die Mitläufer selbst freiwillig zurückgetestet.
Stop and go, go and stop.
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